Exkursion Kraftwerk Lippendorf

Am vergangenen Dienstag, den 28.06.2022, konnten interessierte AEL-Mitglieder im Rahmen des Moduls „Energy Engineering and Management“ der Uni Leipzig an einer Exkursion in das Braunkohle-Kraftwerk Lippendorf teilnehmen.

Wir fuhren mittags mit der S-Bahn zur Station „Böhlen, Werke“, die direkt neben dem Kraftwerk gelegen ist. Am Kraftwerk angekommen konnten wir zuerst die riesigen Kühltürme bestaunen und uns schon mal einen Eindruck von den Dimensionen machen, mit denen wir hier zutun hatten.

Außenansicht des Kühlturms

Kurz darauf nahm uns der Leiter des Kraftwerks, Christian Rosin, in Empfang, der die Exkursion auch selbst geleitet hat. Nach einem kleinen Lauf über das Kraftwerksgelände sind wir dann im Besucherzentrum angekommen. Nachdem wir mit den benötigten Schutzhelmen und Audioguides ausgestattet wurden, haben wir ein paar allgemeine Informationen über die Anlage erhalten. So wurde das Kraftakt am 22.06.2000 eingeweiht und besitzt eine Leistung von 1.900 MW (950 MW pro Block). Aufgrund der Größe der Anlage läuft Lippendorf als Grundlastkraftwerk fast ohne Unterbrechungen. Der Wirkungsgrad des Kraftwerks beträgt 42,55%, der durch die zusätzliche Auskopplung von Wärme in das Leipziger Fernwärmenetz allerdings auf 46% gesteigert werden konnte. Es bleibt abzuwarten, ob Lippendorf aufgrund der aktuellen Situation über das eigentliche Ende der Fernwärmebereitstellung ab 2023 hinaus noch Wärme an die Leipziger Haushalte liefern wird. Das Kraftwerk stößt durch die Verbrennung der Braunkohle, die vom Tagebau Vereinigtes Schleenhain geliefert wird, jährlich etwa 11,1 Millionen Tonnen CO2 aus. Laut jetzigem Plan soll das Kraftwerk Ende 2035 abgeschaltet werden.

Nach dem Aufenthalt im Besucherzentrum konnten wir den Anschluss an das Stromnetz sehen und sind dann mit dem Fahrstuhl höher in das Kraftwerksgebäude gefahren. Dort konnten wir die Steuerung und Überwachung der Anlage beobachten, die von Mitarbeitern im Schichtbetrieb durchgeführt wird.

Nun ging es endlich in das „Herz“ der Anlage. So haben wir zuerst den Turbinenraum besichtigt, in dem die Turbinen durch Verbrennung der Kohle zum Drehen bewegt werden und den Generator antreiben, der letztendlich den Strom generiert.

Turbinenraum

Weiter ging es mit dem Fahrstuhl nach oben zum Raum der „heißen Sauna“, in dem sich die Brennkammer befindet. Staubige Geländer und eine unerträgliche Hitze haben das Gefühl bestätigt, wie man sich so ein Kraftwerk eigentlich von innen vorstellt. Zur Abkühlung haben wir uns auf das Dach des Kraftwerks begeben, von wo man einen wunderschönen Blick über Leipzig hatte.

Dach der Anlage in ca. 160m Höhe

Obwohl wir die Flamme der Hauptbrennkammer nicht sehen konnten, haben wir einen Blick in die Nachbrennkammer werfen können, in der wir die Kohleverbrennung live miterlebt haben.

Nachbrennkammer

Da wir die „heiße Sauna“ nun schon gesehen haben, musste logischerweise noch die „kalte Sauna“ folgen. Das war in dem Fall der Kühlturm mit dem Gefühl von Hochsommer und einer Luftfeuchte von 100% (zum Nachteil aller Brillenträger). Trotz der extremen Bedingungen war es doch sehr beeindruckend, einmal einen Kühlturm von innen sehen zu können.

Kühlturm von innen

Zum Abschluss der Exkursion haben wir noch das Gipslager des Kraftwerks gesehen. Gips entsteht als Nebenprodukt im Prozess der Kohleverbrennung und wird hauptsächlich von der Zementindustrie nachgefragt. Da durch den Kohleausstieg auch dieser Rohstoff wegfällt, wird die Suche nach neuen Möglichkeiten in diesem Bereich immer wichtiger. Einen kurzen Artikel zur Einordnung in die Thematik haben wir euch hier verlinkt.

Gipslager

Insgesamt war es eine sehr spannende Exkursion und es bleibt abzuwarten, wie sich der Standort Lippendorf aufgrund des Kohleausstiegs nach 2035 transformieren wird. Vielen Dank an Herrn Rosin für die interessante Führung und für die Organisation der Exkursion durch Prof. Bruckner.

Quelle Luftbild Lippendorf: https://www.leipzig.travel/poi/besucherzentrum-im-kraftwerk-lippendorf